10 | Von den 1970er Jahren bis zur Gründung des Erzbistums
Auch in den 1970er und 1980er Jahren wurde die Gestaltung der St. Marien-Kirche immer wieder behutsam dem Zeitgeschmack angepasst. So erhielt der Innenraum 1979/80 eine neue Farbgestaltung (Abb. 23), konzipiert vom Osnabrücker Dombaumeister Heinrich Feldwisch-Dentrup, der farbige Bänder über die Gewölbebögen legte. Gleichzeitig kehrten auch vier steinerne Bildtafeln aus dem alten Hochaltar in die Kirche zurück, die die Verkündigung, die Begegnung Marias mit Elisabeth, die Geburt Jesu und die Darstellung Jesu im Tempel zeigen.
Auf Anregung von Weihbischof Karl August Siegel wurde 1982/83 ferner in der Unterkirche eine Grablege für die Hamburger Bischöfe geschaffen. Gleichzeitig entstand ein zusätzlicher kleiner Gottesdienstraum für etwa 20 Personen. Mit der Gestaltung wurde der Bildhauer und Maler Heinrich Gerhard Bücker beauftragt, der durch die Freilegung des Mauerwerks einen gleichermaßen schlichten wie eindringlichen Raum schuf. Hier sind die Weihbischöfe Johannes von Rudloff (1894 –1978) und Karl-August Siegel (1916 –1990) sowie Erzbischof Ludwig Averkamp (1927–2013) bestattet.
All diese Veränderungen wurden jedoch durch die Entwicklung der 1990er Jahre in den Schatten gestellt: Am 7. Januar 1995 errichtete Papst Johannes Paul II. – letztlich als Folge der deutschen Wiedervereinigung – das Erzbistum Hamburg neu (Abb. 24). Schon Ludwig Windthorst (vgl. Roll-Up 4) hatte Ende des 19. Jahrhunderts die Vision von der Gründung eines neuen Erzbistums Hamburg formuliert – nun, rund 100 Jahre später, war es soweit. Doch wo sollte der Bischof seinen Sitz haben? Ein Neubau einer Kathedrale hätte nicht in die Zeit gepasst und die finanziellen Möglichkeiten überstiegen. Also entschied man sich, die größte Hamburger Pfarrkirche zur Domkirche zu erheben: Aus der St. Marien-Kirche wurde der St. Marien-Dom.