Goldene Orte im Mariendom – eine spirituelle Entdeckungsreise
Es ist ein großes Rätsel um das Gold:
Eigentlich ist es ein völlig nutzloses Metall, zu weich, um Werkzeuge daraus zu machen, zu schwer, um es zu verbauen. Trotzdem übt diese gelbliche Substanz eine derart große Anziehungskraft auf Menschen aus, dass sie seit der Bronzezeit danach gesucht und auch dafür getötet haben.
Gold ist das einzige gelbliche Metall, das in der Natur vorkommt. Da es zu den Edelmetallen gehört, verändert es sich nicht durch Umwelteinflüsse: es rostet nicht, es läuft nicht an und korrodiert auch nicht. Da es sehr weich ist, lässt es sich mit einfachen Mitteln polieren, so dass es glänzt.
Die Farbe und der beständige Glanz haben die Menschen von alters her und in vielen Kulturen auf dem ganzen Globus an den Glanz der Sonne erinnert. Die Sonne spendet nicht nur Licht und Wärme, sie ist menschlichen Einflüssen nicht unterworfen. Sie half bei der Orientierung nach den Himmelsrichtungen und bei der Einteilung der Zeit in Tage und Jahreszeiten.
Es gibt viele Kulturen, die dem Gold, dem Metall der Sonne, eine zentrale Rolle bei ihren Kulten und religiösen Riten gegeben haben. Durch die Reflexion des Lichts entsteht ein Glänzen und Schimmern, das die Menschen an den Glanz der Sonne erinnert.
Wegen seiner Seltenheit, seiner Beständigkeit und seiner hohen Dichte lässt sich Gold theologisch und spirituell aufladen. Da es im Feuer gereinigt, geläutert wird, gilt es als Sinnbild des Reinigungsprozesses der Menschlichen Seele.
Im Alten Testament wird geschildert, dass im Allerheiligsten des Tempels nur reines Gold sichtbar war. Gold symbolisierte die Reinheit und strahlende Leuchtkraft der Heiligkeit Gottes.
In theologischen Metaphern figuriert Gold für Gott selbst, für göttlichen Lichtglanz für Weisheit und die Reinheit von Intention und Handeln. Dem gegenüber werden goldene Götzenbilder wie das Goldene Kalb abgelehnt, sie sind verboten und werden zerstört.
Im Neuen Testament eine geringere Rolle als im Alten Testament: Das Goldgeschenk der Weisen weist auf die Göttlichkeit Jesu hin. Gold kann zwar für Wertvolles stehen, gilt aber dennoch als hinfällig (Jakobusbrief: Euer Gold verrostet!). Den Abschluss bildet die Vision des Himmlischen Jerusalem, das ganz aus Gold besteht.
Augustinus sagte, Gold und andere wertvolle Materialien sind von Gott gegeben und ihre Verarbeitung ist somit gewollt. Worauf es ankomme, sei die richtige Nutzung durch die Menschen. Im liturgischen Zusammenhang stellt Gold keinen materiellen Wert an sich dar, sondern hat immer dienende Funktion: Nicht das Metall stellt den zentralen Wert dar, sondern es verweist auf die noch wertvolleren Gebeine der Heiligen in den Reliquiaren bzw. auf die Realpräsenz in Form von Brot und Wein in den goldenen Kelchen und Schalen.
So haben die liturgischen Gefäße, die Reliquiare und bildlichen Darstellungen eine transportierende Funktion: Durch den Glanz des Goldes als Abglanz des Heiligen oder des Göttlichen in seinem Inneren soll sich dieser „Heilige Schein“ zu den Gläubigen hin verbreiten, auch wenn man das Innere nicht sieht. Deshalb kommt es auch nicht darauf an, dass die Gegenstände aus reinem Gold hergestellt sind. Meist bestehen sie aus unedleren Materialien wie Silber, Bronze oder Holz, die dann hauchdünn vergoldet oder mit Blattgold belegt sind.
Kurz gesagt: Die Farbe des Goldes steht für das Göttliche, das Himmlische, das Heilige. Es ist ein Hinweis darauf, dass es um überirdische, jenseitige Inhalte handelt.
Schauen Sie sich einige Beispiele hier im Mariendom an.